Mark III - Spaßmobil oder fieses Geldgrab?!?

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Granate_Jones
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Mark III - Spaßmobil oder fieses Geldgrab?!?

Beitrag #91 von Granate_Jones » So 1. Nov 2020, 21:24

Sorry falls ich hier jetzt eine Forumsleiche wieder ausgrabe aber ich wollte keinen neuen Thread eröffnen XD

Ich stehe vor einer ähnlichen Frage wie der Threadersteller vor etwa 3,5 Jahren.
Nachdem ich mir vor ca. 2 Jahren einen Cadillac Fleetwood Eldorado von 1968 zugelegt habe und bisher nichts wirklich negatives über ihn berichten kann soll jetzt das "Konkurrenzprodukt" dazukommen, ein Lincoln Mark III.
Hatte mir schon 2 Fahrzeuge angeschaut, die ich aber beide abgesagt habe aufgrund der bekannten Rostproblematik unter dem Vinyldach. Jetzt habe ich einen rostfreien im Blick, die deutsche Zulassung und TÜV wurde sogar auch schon erledigt. Es handelt sich um die Kombination Lack und Vinyldach weiß, Innenausstattung braun. Größtes Problem ist wahrscheinlich der Lack, da gibt es 2-3 Stellen wo der Lack abblättert und der Klarlack ist auch rissig. Ich rechne das hier eine Lackierung notwendig ist. Der Innenraum ist noch original und weitestgehend in richtig gutem Zustand! Lediglich dem Fahrersitz sieht man ein bisschen Abnutzung an aber auch noch in dem Maße das es ein guter Aufbereiter wieder hinbringen kann.
Da das der erste ernsthafte Kaufkandidat ist (habe das Auto aber noch nicht live gesehen) würde ich gern wissen ob sich die Angst von Peter Griffin bestätigt hat und der Mark III zu einem Krötengrab geworden ist?
Bin natürlich auch für Tipps dankbar worauf ich bei einer Besichtigung besonders achten sollte ;)
Nette Grüße  :lowrider:

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Mark III - Spaßmobil oder fieses Geldgrab?!?

Beitrag #92 von Peter Griffin » Mo 2. Nov 2020, 00:14

Hi Granate :)

Kurz gesagt: kommt drauf an. Am Mark III ist alles speziell und meistens schwer zu bekommen. Ich hab in meinen Tausende Euro investiert, um aus einem guten ein hervorragendes Auto zu machen. Hätte man  nicht machen MÜSSEN (gut war er wie gesagt) aber ich wollte ihn wirklich 100%. 
Mark III haben etliche Problemzonen - Klimaautomatik, Fensterheber, Unterdrucksystem, Radio, Uhr, Dichtgummis, Wärmetauscher, etc die leider nicht jeden stören und schwer zu reparieren sind. Daher ist bei den meisten Mark III auch irgendwas davon defekt.
Wenn dir sowas Wurst ist, ist der Mark III ein unglaublich solides und zuverlässiges Auto. Wenn du einen willst, an dem ALLES was verbaut ist, auch funktioniert wird das eine Herausforderung.
Ein Geldgrab ist er also nur dann, wenn die Ansprüche hoch genug sind.
Beim Mark III gilt wie bei keinem meiner Autos zuvor: kaufe den besten, den du kriegen kannst, sonst wird es teuer.
Wobei die Bezeichnung "Geldgrab" auch nicht wirklich zutrifft. Alles, was ich repariert habe, hat dauerhaft gehalten. Es waren also eher Investments, wirklich versenkt habe ich nichts. Aber vieles wird einfach schleifen gelassen und dann muss man den Wartungsstau abarbeiten.
z.b waren meine Sitzpolster vorn zerbröselt. Da kann man nichts machen außer entweder damit leben oder neue anfertigen lassen. Die meisten leben damit, das Problem haben praktisch alle Mark III irgendwann. Ich hab 500 Euro investiert. Jetzt sitzt man wie im Neuwagen statt auf nem ausgelutschten Ledersofa zu lümmeln.

Beispiel Dichtgummis: ich habe über 1000 Euro für Tür, Fenster, Dach, Kofferraum und Motorhaubendichtungen bezahlt und vieles davon gibt es inzwischen gar nicht mehr. Kauf also einen, bei dem das gemacht ist oder lebe damit, dass er Windgeräusche macht ODER es sehr teuer wird.

Dafür hast du am Ende aber auch maximal exklusives und unglaublich gut gebautes Auto, dass sich locker mit anderen Luxus Automobilen seiner Zeit messen kann und nichts mit den Plastikbombern der Folgegenerationen zu tun hat. 

Grüße

Matthias

P.s. vorsicht mit dem Lack. Der Mark III hat eine äußerst aufwändig Mehrschichtige Lackierung, die nachträglich (teilweise von Hand) abgeschliffen und poliert wurde. Das heißt, ein originaler Mark III hat einen perfekt spiegelglatten Lack ohne jegliche Orangenhaut oder Einschlüsse. Risse deuten klar auf eine Nachlackierung hin. Auch das stört nicht jeden, aber das Lackbild ist Teil des Mark III Kubstwerks.

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Beitrag #93 von Granate_Jones » Mo 2. Nov 2020, 08:47

Danke für die ausführliche Antwort  :thumbsup:

Habe das Auto wie gesagt noch nicht live gesehen, was aber nächste Woche wahrscheinlich passieren wird.
Das es nicht mehr der Originallack ist (oder er zumindest mit einer Schicht Klarlack übergeduscht wurde) habe ich auch schon vermutet. Das muss ich mir vor Ort nochmal genau anschauen.
Das Auto muss jetzt für mich nicht 100%ig sein. Es soll auch auf den zweiten Blick ordentlich und gepflegt aussehen aber ich brauche keine Showroomqualität.
Die Dichtungen wurden laut dem Besitzer bereits neu gemacht. Neue Reifen sind ebenfalls drauf. Der Unterboden wurde in Deutschland ebenfalls schon versiegelt und ein neues Vinyldach kam noch in den Staaten drauf.
Kosten soll er noch 11000€, was denke ich ein fairer Preis ist für ein weitestgehend rostfreien, zulassungsfertigen Mark III, oder?

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Beitrag #94 von Peter Griffin » Mo 2. Nov 2020, 09:20

Grundsätzlich ja. Aber wie gesagt, das liegt immer stark im Auge des Betrachters und dessen Erwartungen. "...ein neues Vinyldach kam noch in den Staaten drauf..." macht mir z.B. Angst. Der Mark III hat ein spezielles Vinyl, Cavalry Twill, welches schwer zu beschaffen und sehr teuer ist. Üblicherweise kommt dann irgend was anderes drauf, denn Vinyldächer kann man grundsätzlich für kleines Geld kaufen. Meistens ist das dann aber Schlangen- oder Schweinsleder Optik. Aber das stört ja auch längst nicht jeden. Wenn es gut gemacht ist und nicht nur gemacht wurde, um den braunen Tot zu tarnen, warum nicht.
Aber ob der Preis gut ist entscheidet sich eben wirklich erst am Auto. Wenn der vom Blech und der Technik her in Ordnung ist, dann ist das ein korrekter Preis. Schau ihn dir genau an. Mark III brauchen in der Regel keine Behandlung am Unterboden, weil Ford hier sehr gut vorgelegt hat. Schau genau hin...
Mark III rosten auch gern in der Wanne des Flow Thru Systems unter der Heckscheibe. Da ist so ein Gitter zwischen Heckklappe und Heckscheibe. Schraube das mal raus und schau rein. Wenn der da durch ist, viel Spaß. Auch die Heckklappe ist ein Rostnest. Schau von innen in die unterste Falz, dort sammelt sich Kondenswasser und die Heckklappen gammeln von innen durch. Siehst du sonst erst wenn nichts mehr zu retten ist.
Alle defekten Teile im Innenraum sind schwer zu beschaffen und teuer. Lass dich da nicht damit abspeisen, dass man "...das in den USA kaufen kann...". Wenn er ABS (sure track) hat, schau unters Auto im Bereich Beifahrer Fußraum. Dort sind der Steuerblock und der ist sehr oft undicht. Die Reparatur ist sehr aufwändig weil man nicht hin kommt. 
Prüfe unbedingt die Heizung. Die MUSS heizen. Oft ist der Wärmetauscher durch gegammelt und den zu wechseln ist die Hölle. Deshalb wird gern mal die Zulauf-Leitung der Heizung einfach abgeklemmt. Das Gute am Mark III ist aber, dass ein defekter Wärmetauscher nicht in den Innenraum suppt.
Auch die Klimaautomatik sollte funktionieren, wobei die Funktionsweise nicht in einem Satz erklärt ist. Wenn da was auf den ersten Blick nicht geht, als der Lüfter nicht läuft, die Temperatur weit weg vom eingestellten Wert ist oder eine Verstellung der Betriebsmodi keine Änderungen des Verhaltens der Anlage bringt wird's fummelig.
Wenn die Fensterheber nicht gehen kann das mehrere Ursachen haben, da kommt man aber mit überschaubar Aufwand ran. Ach ja, und oft sind die Anzeigen für Sprit, Motortemperatur und Öldruck falsch kalibriert. Achte da drauf, die Motortemperatur muss in der Mitte stehen wenn er warm ist. Kann man leicht richten, aber hilft beim verhandeln. 

Da sind wir eben wieder beim Geldgrab. Wenn alles, was einem wichtig ist, so funktioniert, wie man es erwartet, dann ist alles gut. Wenn aber was aussteigt oder eine scheinbare Kleinigkeit nicht passt, die man nach dem Kauf richten will, dann kann das beim Mark III unter Umständen blöd ausgehen. Eine Defekte ATC Box (die Klimasteuerung) kostet dich schnell 500-1000 Euro. Wenn du aber sowieso nur im Sommer mit Fenster unten fährst kann dir das egal sein. 
Und bei in den USA "restaurierten" Fahrzeugen muss man generell sehr genau hinschauen. Nicht alle Amis sind Grattler, aber sie sind in der Mehrzahl ;)

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Beitrag #95 von Peter Baumgardt » Mo 2. Nov 2020, 11:28

Robert, Du musst den Matthias einladen. Plauen ist doch von Bayern gleich hinter Grenze zu Sachsen. Für Matthias doch bloß ein kleiner Ausflug (ja ja, ich weiß, Bad Aibling ist eher bei Österreich). Ohne die Expertise von Matthias würde ich mir keinen Mark III zulegen.

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Beitrag #96 von Peter Griffin » Mo 2. Nov 2020, 11:58

Danke für das Kompliment  :rolleyes:

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Beitrag #97 von Frey » Mo 2. Nov 2020, 12:36

Mein waterloo kann man hier auch nachlesen.
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Beitrag #98 von Granate_Jones » Mo 2. Nov 2020, 14:19

Habe vom Verkäufer (nicht der Eigentümer des Autos) ein paar Bilder vom Vinyldach bekommen:
Sieht für mich zwar eher nach nem Stoffdach aus, aber ansonsten eigentlich ordentlich gemacht.

Der Bereich an der Heckklappe ist eine der Roststellen am Auto, auf den Fotos ist aber nicht zu erkennen ob das von innen schon durch ist...
Prinzipiell wäre das natürlich klasse wenn das klappen würde, Mathias  :thumbsup:
Aber das Auto steht in Bremerhaven, also leider nicht bei mir um die Ecke. Da willst du sicherlich nicht hinfahren 
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Beitrag #99 von Granate_Jones » Mo 2. Nov 2020, 14:26

Der Verkäufer hat eine Unterbodenfirma, daher wurde eine Versiegelung durchgeführt. Das Auto gehört einem langjährigen Kunden von ihm, der es jetzt aus gesundheitlichen Gründen verkaufen muss, da er im Krankenhaus liegt.
Das Fahrzeug kam erst vor einem Jahr nach Deutschland und wurde im April durch den TÜV gebracht, allerdings in Deutschland noch nie zugelassen aufgrund des Krankheitsverlaufs des Eigentümers.
Solche Geschichten hört man erstaunlich oft, keine Ahnung ob da wirklich was dran ist...

Hab gerade auch noch ein Foto von der Heckklappe bekommen:
Sieht nicht so schlimm aus wie ich es nach seiner Erzählung befürchtet habe.
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Beitrag #100 von Peter Griffin » Mo 2. Nov 2020, 15:07

Das Vinyl sieht gut aus, könnte cavalry sein. Was gut wäre.
Die Heckklappe muss man von innen sehen. Der Rost kommt auf der Außenfläche unter dem Spare Wheel Bump raus. Wenn er kommt. Dass die Schrauben rosten ist ein Zeichen, dass innen schon Wasser an stand. Solltest du die unbedingt anschauen.
Aber schau den unbedingt an, nicht ungesehen kaufen! Ein Mark III ist kein Mustang wo es an jeder Ecke teile und Expertise gibt. Auch wenn mancher es gern behauptet...


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